Co-Working und Diversity

Freiberufler, Kreative und kleinere Startups, die unabhängig voneinander agieren treffen sich in größeren Räumen zur Zusammenarbeit profitieren voneinander. Diese „Räume“ nennen sich allgemein „Co-Working-Spaces“ und es gibt sie bereits in einer Vielzahl von Städten.

Ursprünglich nur in den USA vorhanden, schafften die Co-Working Spaces bereits vor einiger Zeit den Sprung über den großen Teich und erobern nun die europäischen Metropolen.
Vorbild in Deutschland als ein Schmelztiegel für Selbständige aller Branchen und Nationen ist seit 2009 das Beta-Haus in Berlin-Kreuzberg. 120 Arbeitsplätze bietet das Haus. Dazu gibt’s Meetingräume und Austauschecken, gemischt mit Caféhaus-Flair. Aber vor allem gibt es eines im Beta-Haus: viel Raum für Kreativität.
Heidelberg hat sein Projekt seit Februar 2014 für die Kreativ- und Kulturschaffenden mit einem Co-Working Space im Dezernat 16 eröffnet.
Für etwa 10-30 Euro kann sich jeder einen Tag im Co-Working-Space einmieten, es gibt auch Monatspauschalen je nach Anbieter noch unter 300,- Euro flat. Es wird ein Arbeitsplatz mit kompletter technischer Infrastruktur und die Nutzung von Meetingräumen zur Verfügung gestellt. Der interkulturelle und branchenübergreifende Austausch mit anderen Co-Workern ist aber der entscheidende USP: in vielfältigen Austausch entstehen geniale Ideen. Kooperationen werden gebildet und Marktrevolutionen konzipiert. Zusätzlich bieten viele Spaces die Möglichkeit in Kooperation Veranstaltungen durchzuführen und Lounges zum Entspannen zu nutzen.

Warum schießen diese neuen Spaces aus dem Boden?

Ein-Personen-Unternehmen im Vormarsch

Trendgeber für das Co-Working ist die USA, das The Bureau of Labor Statistics schätzt:
• dass 2020, ungefähr 65 Millionen Amerikaner Freelancer und Solounternehmer sind, das sind 40% der Berufstätigen
• 2012 gab es bereits 2.100 Coworking Spaces auf der Welt
• 38% der Nutzer von Coworking Spaces sind in 2012 Frauen
Vor allem die technologiegetriebenen Branchen profitieren davon. Den größten Teil dieser Unternehmen sind „Information & Consulting“ zugeordnet, gefolgt von Gewerbe- und Handwerksunternehmen sowie dem Handel.
Auch in Deutschland nimmt die Zahl der Ein-Personen Unternehmen zu nach Schätzungen liegt die Zahl bei 25% der Berufstätigen.
Besonders für diese Zielgruppe der Startups mit unter 10 Beschäftigten und SolounternehmerInnen ist das Konzept des Co-Working wertvoll, zumal es die Fixkosten auf ein Minimum reduziert, 100%ige Flexibilität ermöglicht und im Austausch Aufträge generiert werden und günstig wichtige Dienstleistungen zugekauft werden. Persönliche Veraussetzung für diese Arbeitsweise ist allerdings Teamfähigkeit und Offenheit.

Zudem hat der Boom der Co-Working-Spaces seine Wurzeln auch in einer neuen Auffassung von Arbeit durch die Generation der sogenannten Millenials bzw. Digital Natives.
Als Mentorin dieser Generation, die nach 1980 geborenen ist, kennen ich deren Wunsch nach Selbstverwirklichung und das Akzeptieren von Vorbildern statt von Autoritäten. Sie verfügen über ein technisches Wissen und Kommunikationsmöglichkeiten, die den Generationen davor verschlossen waren. Diese Generation will raus aus dem Korsett des Hamsters im Rad, der nur für den fremden Erfolg arbeitet, sie nehmen das Risiko auf sich, sich nur mit sich selbst – und vielleicht einem Arbeitsplatz in einem der Co-Working-Spaces – selbständig zu machen.

Vielfalt nutzen

Das Modell der Co-Working-Spaces ist nicht nur ein umwälzender Ansatz für die neue Arbeitsweise von Selbständigen und Kreativen, sondern bietet auch für Unternehmen eine Vielzahl an Denkanstössen. Kreativität aus der Vielfalt geschöpft, gepaart mit einem attraktiven Image am Arbeitsmarkt sind die zwei Faktoren, die die Zukunft von Unternehmen entscheiden werden. Die erfolgreichsten Unternehmen der Welt machen es vor, welchen Stellenwert die Kreativität ihrer MitarbeiterInnen hat. Dazu gehören Google, Facebook, SAP und viele erfolgreiche Mittelständler in Deutschland.

Das Auflösen starrer Hierarchien, das Arbeiten über die Grenzen der eigenen Abteilungen hinweg, flexible Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung und eine optimale Nutzung der räumlichen Ressourcen sind einige jener Themen des Arbeitsumfeldes von Co-Working.
Fazit: neue Formen der Zusammenarbeit im Unternehmen bieten die Chance, mit Kreativität und Innovation erfolgreich zu sein und gleichzeitig auch Kosten – etwa durch eine effizientere Nutzung der Räumlichkeiten zu reduzieren. Die Kreativen der Generation Y wollen das und offene, erfahrene Babyboomer in Technologieführenden Unternehmen verlangen das auch und mischen damit den Arbeitsmarkt auf.

1 Antwort
  1. peterb
    peterb sagte:

    Schöner Artikel mit einem Schönheitsfehler: Das Betahaus Berlin ist für die Coworking-Bewegung ählich repräsentant wie Google für Startups.
    Gerade was ‚Diversity‘ angeht ist die Coworking-Landschaft in D sehr schön entwickelt. Allein in Berlin gibt es zig und deutschladweit Hunderte Spaces mit verschiedensten Zielgruppen und Konzepten, die als gemeinsamen Nenner die Coworking-Grundsätze leben. Das Betahaus ist kein gutes Beispiel, zumal sich ihr Konzept weder in Köln noch in Hamburg halten konnte. HH gibt es noch, nach einer Insolvenz und radikalem Kurswechsel. Es ist ein großes Unternehem das mittlerweile auf Ressourcen zurückgreifen kann, die in der Welt der ’normalen‘ Coworking Spaces nicht erreichbar sind.
    Ah, und ‚Coworking‘ wird zusammen geschrieben, nicht ‚Co-working‘ (der deutsche Wikipedia Artikel ist schlicht falsch). 😉

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